Standort Gräfenroda / Station Lütsche-Flößgraben

Der Lütsche-Flößgraben befindet sich in etwa in einem Gebiet nördlich des mittleren Rennsteigs, das durch die Gemeinden Oberhof, Frankenhain und Luisenthal begrenzt wird. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurde das in den Wäldern des Herzogtums Gotha geschlagene Holz auf dem Flüsschen Gera durch schwarzburgisches Gebiet geflößt. In dieser Zeit war Thüringen ein Land, das aus Dutzenden kleinen Fürstentümern bestand. Und jeder wollte natürlich sein Geld verdienen, um sein höfisches Leben und hier und da einen kleinen Krieg zu finanzieren. Da kamen die Flößer auf der Gera gerade recht, um dort gehörig Gebühren zu kassieren.
Da menschliche Gier schon in Zeiten des Feudalismus eine treibende Kraft war, erhöhte Ende des 17. Jahrhunderts die Gräflich-Schwarzburgisch-Arnstädtische Kammer die Gebühren für die Flößerei drastisch. So sah sich der damalige Leiter der gothaischen Flöße gezwungen, einen Plan seines Berghauptmanns Georg Christoph von Utterodt zum Bau eines Flößgrabens auf Gothaer Gebiet zügig in die Tat umzusetzen.
Die Arbeit begann und von 1691 bis 1702 entstand der Hauptabschnitt des Flößgrabens. Er führte vom Lütsche-Bach am Langengrundteich, am Hang des Borzelbergs, des Steigerbergs und des Eisenberges entlang. Danach schmiegt sich der Verlauf an den Rumpelberg und den Kienberg bis nach Luisenthal und mündet dort in die Ohra.
Die ersten Stämme peitschten 1702 in den Frühlings-Fluten die Hänge des Thüringer Waldes hinab. Das funktionierte ganz gut, sodass man schnell an die Erweiterung des Baus ging. Unterwegs wurde der Flößgraben allerdings von einem steinharten Gegner ausgebremst. Genau auf der Höhe des heutigen „Ausgebrannten Steins“ nämlich stand ein Porphyrfelsen im Wege. Man schockte den Stein abwechselnd mit Feuer und eiskaltem Wasser. So entstand Stück für Stück der knapp 40 Meter lange und durchschnittlich 2,30 Meter hohe sowie 2,20 Meter breite Tunnel, der sogenannte „Ausgebrannte Stein“. Dieser wurde dadurch vom Hinderniss zum Nadelöhr. Hier mussten die Stämme von Holzknechten durch das Loch im Felsen gezogen werden: Es war eine besonders harte Arbeit, weil die Männer im eiskalten Wasser schuften mussten. Doch alle Anstrengungen, den Flößgraben wirtschaftlich zu betreiben, zahlten sich am Ende nicht aus. Nach nur 17 Jahren und gerade einmal 11 Benutzungen musste der Betrieb eingestellt werden, weil die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen standen. Der Flößgraben wurde stillgelegt und die Natur überwuchs mit Büschen, Bäumen und Moos den Bau. Heute haben Wanderer Mühe, auf dem Pfad noch Reste und Zeichen des einstigen Flößgrabens zu finden. Doch ein steinerner Zeuge ist nun wirklich nicht zu übersehen: der „Ausgebrannte Stein“.

Lütsche-Flößgraben
Lütsche-Flößgraben
zurück zur Karte
SIE BEFINDEN SICH HIER:Startseite » Das Archiv » Straße der Industriekultur » Mittelthüringen